Wer zeigt der katholischen Kirche endlich ihre Grenzen auf?

Alle Versuche der katholischen Kirche in den letzten Tagen und Wochen zur Aufarbeitung der sexuellen Mißbrauchsskandale haben letztendlich nur eines gezeigt: Sie versucht, mit minimalem Entgegenkommen am Status Quo möglichst wenig zu ändern, beharrt auf ihren Privilegien und ist weder zur ausreichenden Entschädigung der Opfer bereit noch kann man behaupten, sie wäre wirklich an der restlosen Aufklärung der Verbrechen bereit. Das war auch gut in der Sendung Hart aber fair zu erkennen. In der der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke das Opfer Norbert Dennef zwar den Worten nach sehr verständnisvoll,  doch in der Sache eher hartherzig behandelt. Wirklich grotesk war in dieser Sendung aber das Papst-Groupie Andreas Englisch, der Bild-Korrespondet beim Papst, der versuchte, die schlimmen Mißbrauchsfälle mit den Leistungen der Nonnen und Freiwilligen, die im Namen der Kirche in den Slums von Brasilien oder Afrika arbeiten, zu relativieren. (Diese Lobhudelei von Andreas Englisch der Kirche im allgemeinen und des Papst im speziellen von ihm ist wirklich unerträglich. Aber das nur nebenbei.)

Aber was mich noch viel mehr aufregt, ist die Tatsache, daß die katholische Kirche meint, das Recht zu haben, selber zu entscheiden, welche Fälle der weltlichen Justiz, sprich, der Staatsanwaltschaft übergeben werden, und welche nicht. Angeblich, weil es so viele ungerechtfertigte Anschuldigungen geben würde. Dies sagte jedenfalls der Vorsitzenden der Bischofskonferenz Erzbischof Zollitsch. Dieser lehnt z.B. auch die Einrichtung eines Runden Tisches zur Aufarbeitung ab.
Hier muß die Öffentlichkeit wirklich der katholischen Kirche endlich entgegentreten  und dieser klar machen, daß es nicht die Aufgabe der Kirche ist, dies zu entscheiden. Schließlich gibt es auch bei den anderen Untersuchungen wegen sexuellem Mißbrauchs gegen normale Bürger falsche Anschuldigungen und Verleumdungen und die Staatsanwaltschaften werden sehr wohl damit fertig. Hier besteht die Gefahr, daß im Zweifelsfall doch keine Übergabe an die Staatsanwaltschaften durch die katholische Kirche stattfindet und es muß für alle Bürger unseres Staates das gleiche Recht gelten!

Die Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger hat vollkommen recht, wenn sie erwartet und darauf pocht, "dass die Verantwortlichen der katholischen Kirche endlich konstruktiv mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeiten, Hinweise geben, mitaufklären". Und es will sicher auch einiges bedeuten, wenn ein Regierungsmitglied eine Aussage so klar trifft: "Bisher habe sie nicht den Eindruck, dass sie "ein aktives Interesse an wirklich rückhaltloser und lückenloser Aufklärung gezeigt haben".

Man kann deshalb nur an alle Opfer appelieren, daß sie sich möglichst direkt an die Staatsanwaltschaften wenden. Sexueller Mißbrauch ist ein Verbrechen und Verbrechen sollten vom Staat verfolgt und bestraft werden, wenn die Schuld des Täters zweifelsfrei erwiesen ist.

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