Die Meldung über die Reform der Fernsehgebühren hat mein Herz ja erstmal sehr erfreut. Die Abschaffung der Gerätebezogenen Gebühren ist allerdings meiner Meinung nach nur eine Etappe in der Reform der öffentlich-rechtlichen Sender. Denn man muß ja einfach mal ketzerisch fragen, ob das Land wirklich insgesamt ca. 20 Fernsehsender, ungefähr 60-70 Radiosender von insgesamt elf Rundfunkanstalten benötigt? (Die Angaben über die Zahl der Radiosender schwanken zwischen den verschiedenen Quellen. Laut Webseite der ARD sind es z.B. 2 nationale Radiosender und 61 regionale via Antenne und Kabel ausgestrahlte Radiosender und dazu dann nochmal 55 via Internet verbreitete Radiostationen, im SPON-Artikel wird von „einem Dutzend Haupt- und Spartensendern im Fernsehen sowie gut 70 Radiowellen“ gesprochen, www.gebuehrenstop.de nennt 23 Fernsehsender und 66 Radiostationen!).
Alle öffentlch-rechtlichen Sendeanstalten haben letztes Jahr zusammen 7,26 Mrd. Euro an Gebühren überwiesen bekommen! Bei so einer Summe muß man sich schon regelmäßig fragen, ob diese wirklich gerechtfertigt ist oder nicht auch deutlich weniger reichen würden.
Ist es wirklich gerechtfertigt, die Bürger dazu zu zwingen, Sendungen wie z.B. Telenovelas, Sturm der Liebe, Lindenstraße, eine unendliche Zahl von Schmonzetten a la Rosamunde Pilcher, Leute heute, der Bergpfarrer oder die unerträglichen Adelslobhudeleien von ARD Royalty mit dem Mister Auf-Du-und-Du-mit-dem-Hochadel Rolf Seelmann-Eggebert oder ZDF Royal zu bezahlen? Das sind natürlich jetzt die absolut unterirdischen Sendungen (manchmal gemeinerweise auch als Prekariats-TV bezeichnet). Aber letzten Endes muß man sich auch fragen, ob die etwas anspruchsvolleren Sendungen wie z.B. Tatort oder Wallander für die Grundversorgung notwendig sind. Denn Unterhaltung wird ja von den privaten Sendern genügend geboten und das Niveau der öffentlich-rechtlichen Sendungen unterbietet so manches mal locker die Sendungen der Privaten!
Was ich aber sicherlich nicht in Frage stelle, ist die grundsätzliche Notwendigkeit des Öffentlich-rechtlicher Rundfunks. Das der definitiv notwendig ist, um unsere Demokratie aufrecht und in der Balance zu halten, sieht man ja seit mehreren Jahren am Beispiel Italien. Dort ist die Demokratie durch die Inbesitznahme auch der dortigen öffentlichen Sender in deutliche Schieflage geraten.
Aber für die vom Gesetz richtigerweise geforderte Grundversorgung reichen ja wohl Nachrichten und Informationssendungen sowie Dokumentationen und sonstige Kultursendungen aus.
Die Gefahr der neuen Gebührenregelung per Haushalt ist übrigens, daß die GEZ genauso am Drücker bleibt und in Zukunft dann statt die nicht angemeldeten Geräte zu ermitteln ihre Schnüffelei dafür einsetzt, nicht erfaßte Haushalte oder Gebäude zu finden!
Aber für die Versorgung mit Radio und Fernsehen reichen doch vermutlich einige Hauptsender und dazu dann regionale Angeboten, die zeitweise zugeschaltet werden, wie das früher auch bei den Regionalangeboten der Privatsender der Fall war, um die regionale Informationspflicht abzudecken. Damit kann man die Zahl der Radiosender sicherlich locker dritteln (man braucht doch sicherlich nur einen HippHopp-Radiosender a la YouFM, einen Rocksender a la BR3, WDR2 oder SWR3, einen Haus- und Landfrauensender a la HR4, einen Klassiksender … Oder sind die Hörgewohnheiten so in Freiburg so anders als in Rostock? Ich meine Nein. Mit Sicherheit könnte man dann die Fernsehgebühr (die dann hoffentlich nicht mehr GEZ-Gebühr genannt werden muß) mindestens halbieren!